Löschfahrzeug Freiwillige Feuerwehr Lochau Logo der Feuerwehr
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Die Gründungsjahre

Als sich am 14.01.1922 die Herren des Gemeinderates unter der Leitung des Gemeindevorstehers Albert Schumann in Lochau in der Gaststätte zusammenfanden, um die Freiwillige Feuerwehr Lochau aus der Taufe zu heben, war das bildlich gesprochen schon die Zweitgeburt. Es ist überliefert, dass bereits im Jahre 1867 Lochau eine pferdgezogene Handdruckspritze der „Händelschen Spritzenfabrik zu Dresden“ besaß. Sie kostete 373 Reichstaler, wovon die Gemeinde 273, die Landesfeuerkasse 75 und der Rittergutsbesitzer Zimmermann 25 Reichstaler zusteuerten.

Es ist anzunehmen, dass sich 1921/1922 die Lochauer dafür entschieden hatten, aus einer mehr oder weniger losen Interessengemeinschaft zur gegenseitigen Hilfe bei Bränden u.ä. eine schlagkräftige Feuerwehr im Sinne der polizeilichen Verordnung über das Feuerlöschwesen vom 28. Juni 1906 zu bilden. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Vorgänger der Feuerwehr aus mutigen und selbstlosen Männern der Turnerschaft bestand.

Im Folgenden ist die Gründungssatzung wiedergegeben:

§1 Die Freiwillige Feuerwehr setzt sich aus 20 Bedienungsmannschaften, sowie einer unbeschränkten Anzahl Mitglieder zusammen. Ersatzmänner sollen für jeden Posten ausgebildet werden. Der erste Spritzmeister, welcher die Reinigung und Instandhaltung der Spritze zu besorgen hat, wird von der Gemeinde besoldet, die Mitglieder wirken ehrenamtlich.

§2 Bei besonderen Fällen, wo Entschädigung nötig ist, beschließt hierüber die Gemeindevertretung.

§3 Feuerlöschgeräte, sowie alles von der Gemeinde angeschafftes Material, verbleibt im Eigentum der Gemeinde Lochau. Ebenso sind entstandene Reparaturen usw. von der Gemeinde zu tragen. Die Löschgeräte dürfen der Wehr nicht vorenthalten werden und darf dieselbe die Geräte zu Übungszwecken ohne weiteres nutzen.

§4 Die Wehr hält mindestens alle 8 Wochen eine Übung ab, zu der sich jedes Mitglied einzufinden hat, wenn nicht ein vorher gemeldeter, unbedingter Entschuldigungsgrund vorliegt. Jeder Feuerwehrmann erhält ein Erkennungszeichen, welches nicht übertragbar und bei Bränden sowie Übungen zu tragen ist. Jeder hat sich bei Ausbruch eines Feuers sofort an die Spritze, eventuell an die Brandstelle zu begeben und sich beim Führer zu melden. Jeder hat dem Führer unbedingtem Gehorsam zu leisten und sich seinen Anordnungen zu fügen.

§5 Neuaufnahmen unterliegen §6, 7 und 8 der polizeilichen Verordnung über das Feuerlöschwesen vom 28.07.1906, nach welcher die Aufnahme vorzunehmen ist. Über die Aufnahme beschließt außerdem die gesamte Wehr durch Abstimmung.

§6 Jedes Mitglied ist verpflichtet, sich mindestens 14 Tage vor seinem Austritt aus der Wehr den Führer in Kenntnis zu setzen.

§7 Die Beschlüsse der Wehr, sowie alle finanziellen oder sonst einschneidenden Beschlüsse unterliegen der Genehmigung der Gemeindevertretung, respektive der Aufsichtsbehörde.

Die Startausrüstung bestand damals im wesentlichen aus einer Handdruckspritze, welche von Pferden gezogen wurde. Als Luxus galt der dazu gehörige Mannschaftswagen, ebenfalls pferdebespannt. Das „Spritzenhaus“ war in unmittelbarer Nähe zum alten Wasserwerk am Rittergut. Die ersten Versammlungen und Schulungen waren geprägt von der Sorge um ausreichend Wasser für die Spritze und Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen jeglicher Art. Nicht ausreichender Wasserleitungsdruck an den Hydranten bereitet die größten Sorgen. Mit viel Eigeninitiative und Unterstützung der Riebeckschen Werke konnten einige Hydranten hergerichtet werden. Am 24.02.1922 konnten bereits 18 Schutzhelme und 6 Steigbeile beschafft werden. Die Ausbildung der Kameraden fand meisten Sonntags, mitunter schon um 7 Uhr, auf der Pfarrwiese statt. Auch für Geselligkeit hatte man Zeit und Muse. Am 27.08.1922 wurden zwei Feuerwehrstücke als Theater aufgeführt, die Mitwirkenden kamen aus den eigenen Reihen. Eine Zweimannkapelle gab es auch.

Am 09.12.1923 ertönte zu ersten Male Feueralarm, geblasen durch Albert Schmidt. Da gleich erkannt wurde, dass das Feuer auf Täuschung beruhte, wurde nicht abgerückt. 13 Mann waren zur Stelle und die Spritze stand fahrbereit.

Am 22.02.1924 gab es abends gegen 8 Uhr Feueralarm (Übung) in der Nachbargemeinde Döllnitz. Mit dem Mannschaftswagen und 21 Mann ging es im Trabe zum Brandherd. Wegen einem zugefrorenen Graben musste die Spritze mit Hand zur 180 m entfernten Wasserstelle gezogen werden. Da starker Ostwind herrschte hätte man im Ernstfall durch den Kutschstall eine Schneise hauen müssen, um das Feuer vom angrenzenden Wohnhaus abzulenken. Die Übung wurde damals vom Amtsvorsteher als gelungen bezeichnet.

Für einen Löscheinsatz bei den Ammendorfer Gottfried Lindnerschen Waggonbauwerken erhielt die Lochauer Wehr 50 Goldmark. Sie benötigte mit den beiden Pferdefuhrwerken 46 Minuten bis zur Einsatzbereitschaft. Es war ein großer Automobilschuppen mit ca. 70 Autos verbrannt.

Ab Mai 1924 hatten alle Feuerwehrmitglieder einheitliche Blusen und Helme. Jeder Kamerad hatte sein eigenes Wehrabzeichen, dass selbst finanziert wurde. Die Wehr war 1924 dem Feuerwehrverband Merseburg angeschlossen. Noch im gleich Jahr erhielt die Feuerwehr das Nutzungsrecht über den Feuerwehrübungsplatz an der Elster von der Gemeinde Lochau zugesprochen.

Im Januar 1926 wurde mit dem Bau eines Steigerturms begonnen, welcher mit einem großen Fest am 03.07.1927 eingeweiht wurde. Leider verfiel der Steigerturm in den 60-iger Jahren und wurde schließlich abgerissen. Auch die 2 Bassins wurden demontiert, die damals eine Löschwasserversorgung im Ort für 2 Stunden sicherten.

In den Jahren 1928/29 wurde meistens in die Nachbarorte Döllnitz, Raßnitz und Röglitz gezogen, um mehr oder weniger große Brände zu löschen. Am 25.08.29 erhielt die Wehr Feueralarm und rückte bis Raßnitz aus bevor sie wieder umkehrte, da die Späher (Radfahrer) berichteten, dass die Brandstelle hinter Schkeuditz war und diese zu weit weg sei.

Die dreißiger Jahre (zum Anfang)

1933 gab es erst mal Anlass über die Beschaffung einer eigenen Motorspritze nachzudenken, denn bei einem Brand in Wesenitz gab es große Probleme genügend Wasser heran zu bekommen, da die Wasserstelle vom Brandherd weit weg war. Die Ammendorfer Feuerwehr musste da aushelfen. Den politischen und Beschlüssen und Festlegungen der Hitlerregierung unterworfen mussten die Kameraden der Feuerwehr an Helm und Mütze die schwarz-weiß-rote Kokarde tragen. Jede Versammlung oder Übung wurde mit dem Gruß „Gut Wehr“ beendet. Im Februar 1934 wurde aus der Wehr ein Feuerlöschverein. Der Hintergrund war, dass sich die Vereine im Wesentlichen selbst finanzieren. 1935 war ein besonderes Jahr der Freude. Die lang ersehnte Motorspritze sowie ein Auto zur Beförderung der Mannschaft (Typ und Baujahr unbekannt) wurde beschafft.

Leider ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass wegen des Krieges im Zeitraum vom 27.05.1937 - 3.3.1946 jegliche Protokolle fehlen, die über die Feuerwehr berichten könnten.

Neuaufbau nach dem Krieg (zum Anfang)

Im Mai 1949 wurde bekannt gegeben, dass alle Ausrüstungsgegenstände und Geräte der Feuerwehr in Volkseigentum übergegangen sind. Bis auf Widerruf gab es nur noch die Bezeichnungen Feuerwehrmänner und Löschmeister. 1950 wurde die erste Jugendgruppe der Wehr gebildet. Um die Alarmierung zu verbessern, wurde angeregt eine Sirene zu beschaffen, welche aber versehentlich nach Döllnitz geliefert wurde. Wegen der Maul- und Klauenseuche 1951 wurde der Zyklus der Zusammenkunft (sonst alle 4 Wochen) unterbrochen. Kam ein Kamerad zu spät zur Versammlung musste er 2 Runden Bier spendieren.

1953 mangelte es an der Funktionstüchtigkeit des Autos (Huddson Essex,Bj.1927), das Löschwasser war mal wieder knapp und die Beteiligung der Kameraden an den Versammlungen ließ zu wünschen übrig. Die Entwicklung der Wehr stagnierte, aber die polische schritt rasant voran, was dazu führte, dass aus dem Wettbewerb der Kampfplan wurde. Dieser war mit Kampfprogrammen und Kampfzielen zu untersetzen.

Am 26.01.1924 brannte die Kulturbaracke des Volksgutes. Alle ungünstigen Bedingungen trafen zusammen. Das Auto sprang nicht an, im Pumpenhaus war kein Strom und damit nur wenig Wasserdruck im Netz und die Außentemperatur lag bei minus 20°C. Am Ende des Löscheinsatzes waren 10 Schläuche zerfroren. Die Lochauer hatten zu dieser Zeit schon eine TS 4.

Ab 1956 hatte jede Versammlung einen zusätzlichen Tagensordnungspunkt: Die Auswertung des aktuellen politischen Tagesgeschehens. Hin und wieder nahm der Parteisekretär des Ortes an den Versammlungen teil. Im Rahmen des III. Pioniertreffens der DDR war die FFW Lochau 1958 für die Sicherheit der 300 Kinder zuständig. 1959 konnte nun endlich die Sirene am Wasserwerk aufgebaut werden. Außerdem erhielt die Feuerwehr einen LKW vom Typ „Steyer 1500 A/02“ (Bj.1944) der bis 1960 in 1578 unbezahlten Arbeitsstunden instandgesetzt wurde, da dieser gebraucht war.

Altes verfällt - neues entsteht (zum Anfang)

Durch den Holzeinschlag in der Aue im Rahmen der Vorbereitung zur Elsterumlegung erarbeitet die FFW soviel Geld, das ein neuer Schlauchwagen gekauft werden konnte. Im Juli 1961 erhielt die Wehr eine neue TS 8 mit 2 mal 2,5m Saugschlauch und einem Saugkorb. Dafür musste die TS 4 abgegeben werden. 1962 wurde der Steyer Feuerwehrwagen von der Polizei zugelassen aber nur für örtliche Einsätze freigegeben. In der Zeit vom 15.08. - 19.09.1963 erfolgte der Abriss des alten Steigergebäudes. Da für ein neues Feuerwehrgebäude kein Geld da war, entschloss man sich die ehemalige Schumann’sche Scheune umzubauen. Mit viel Umsicht und Nutzung aller privaten Beziehungen wurden sand-, Stein- und Kalktransporte incl. Material zu symbolischen Preisen beschafft. Ortsansässige Handwerker stellten Kostenfrei Fenster und Türen zur Verfügung. Am 09.10.1965 erhielt die FFW das einzige dem Kreis zugeteilte neue Löschfahrzeug in Form eines "Garant K30". Der alte Steyer wurde 1966 nach Reideburg verkauft

1970 fanden sich Vertreter der Oberflussmeisterei und der Wasserwirtschaft aus Berlin bei der Wehr ein, um nach Lösungen zu suchen, wie das Problem mit dem sehr begrenzten Löschwasser behoben werden kann. Ergebnis war die Installation von zwei neuen Hydranten und die Rückgabe des Wasserwerkes an die Gemeinde. Nun konnten weitere 15cbm Löschwasser entnommen werden.

Die Feuerwehr wird 50 (zum Anfang)

Anlässlich des Jubiläums wurde mit viel Aufwand liebvoll die alte Handdruckspritze hergerichtet. Die Veranstaltungen am 1.07. und 2.07.1972 waren die Initialzündung für viele schöne Volksfeste in Lochau. Wegen der Schlechten Hörbarkeit der Sirene wurde diese im Herbst 1975 auf das neue Feuerwehrgebäude umgesetzt. Zur Verbesserung der Ausstattung erhielt die Wehr eine weitere TS 8. Am 23.03.1976 war der größte Brand in der Geschichte der Wehr zu verzeichnen. Um 21 Uhr brannte die Scheune in der Elsterstraße lichterloh, sodass die Wehren aus Döllnitz, Raßnitz, Zwintschöna und drei Löschzüge der Berufsfeuerwehr Halle das Feuer in seinen Auswirkungen begrenzen konnten. 1978 war chronischer Personalmangel zu verzeichnen. Durch die gute Nachwuchsarbeit (Junge Brandschutzhelfer) konnten aber bald junge Mitglieder in den aktiven Feuerwehrdienst übernommen werden. Typisch für die DDR-Zeit war, dass zwar genügend Geld vorhanden war, es aber Materialbeschaffungsprobleme gab. So stand stets die Erhaltung und der Umsichtige Umgang mit der Ausrüstung im Vordergrund.

Wende gut - alles gut? (zum Anfang)

Die Wende im Herbst 1989 brachte erneute Unsicherheit mit sich. Mit der vorhandenen Technik konnte man den neuen Anforderungen nicht mehr gerecht werden (Unfälle mit Fahrzeugen). Zuerst wurde das Gerätehaus erweitert und Funktechnik angeschafft. Bis 1995 erfolgte die Umgestaltung zu einem Mehrfunktionsgebäude mit mehreren Garagen, Sanitärräumen, Aufenthalts- und Schulungsraum und einem Wehrleiterzimmer. Die Gemeinde, der Kreis, das Land und der Bund beteiligten sich in erheblichen Umfang an der Finanzierung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Kameradinnen und Kameraden bereits 1679 Stunden für ihr Gebäude an Eigenleistung erbracht.

Am 1. September 1997 war mal wieder in Großbrand zu verzeichnen. Es brannte aus unbekannten Gründen die Scheune des ehemaligen Rittergutes bis auf die Grundmauern ab. Nicht so öffentlichwirksame Einsätze wie Ölbeseitigung auf der Elster, Entfernung von Ölspuren auf Strassen, das Bergen von PKW's und das Sichern von Auffindbereichen von Wasserleichen, bestimmten die folgenden Jahre. Der Flutung des ehemaligen Tagebaues in der Aue 1999 und der damit verbundenen Möglichkeit, das auch dort Menschen in Gefahr geraten können, ist die Anschaffung eines Schlauchbootes zuzuschreiben. Am 02.10.1999 wurde die Weihe der Fahne der Wehr vorgenommen. Es ist sicherlich nicht die erste Fahne, allerdings ist über die anderen nichts bekannt. Der 1.12.2001 war mal wieder ein ganz besonderer Tag. Zum ersten mal ein fabrikneues Löschfahrzeug „MAN“. Es passt hervorragend in und zum Gerätehaus, dass anlässlich und zu Ehren des 80-jährigen Jubiläums der Wehr von dem Lochauer Eduard Hergeth mit einem Bild des Heiligen Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehrleute, abschließend gestaltet und verschönert wurde.

Hinweis: Die aufgeführten Textpassagen stammen aus der Broschüre „Festschrift - 80 Jahre Lochauer Feuerwehr“, welche von Ehrhardt Schräpler verfasst wurde. Auf Nachfrage ist diese Broschüre erhältlich. Alle Rechte beim Verfasser und der FFW Lochau.

Die Freiwillige Feuerwehr Lochau ist eine Einrichtung der Gemeinde Schkopau  | Impressum